Belgische Besatzung in Neuss
Allgemeine Informationen zur belgischen Besatzung in Neuss
Die Stadt Neuss war die vierte Besatzungszone der Belgier vom 5.12.1918 bis 31.1.1926. Zunächst wurden 3000 Soldaten in die Neusser Zone geschickt. Ab 10.1.1923 kam es zu einer enormen Steigerung der Anzahl, aufgrund der Besatzung des Ruhrgebiets durch die Franzosen.
„Die belgischen Besatzungsgruppen haben in Neuss nicht versucht Abtrennungsgedanken in die Bevölkerung hineinzutragen.“ Dennoch kam es ab Januar 1923 zu starken Protesten und Boykottaktionen gegen die Anordnungen der Besatzungsmächte, welche bis zum Ende der Besatzung im Januar 1926 anhielten. Es sind keine kämpferischen Auseinandersetzungen aus der Separatistenzeit in Neuss zu vermerken, obwohl im Neusser Rathaus Verteidigungsmaßnahmen errichtet wurden. Diese schreckten die Separatisten wohl ab, sodass ein kriegerischer Konflikt den Neussern erspart blieb.
Lage der Neusser Bevölkerung
Die soziale Lage der Neusser Bürger war im Januar 1923 äußerlich durchaus ruhig, aber innerlich sehr aufgewühlt. Eine oppositionelle Stimmung verbreitete sich. Zu dieser Zeit kam es zu keinen Generalstreiks, nur der passive Widerstand dauerte an, sodass der militärische Druck der Belgier wirkungslos blieb. Zudem verschlechtere sich die Ernährungslage stetig. Besonders fehlte es an Milch, Fleisch und neuer Kleidung. Die Preise stiegen in allen Bereichen. „In allen Kreisen der Bevölkerung empfindet man die neuen Sanktionsmaßnahmen als eine Vergewaltigung des Völkerrechts und aller Verträge." Im Mai 1923 deutete sich eine Wandlung in der Einstellung der Neusser an, denn die Maßnahmen der Belgier griffen die persönliche Freiheit jedes Einzelnen an, wie beispielsweise, die Ausweisung von 135 Neussern. Diese waren größtenteils Beamte der Eisenbahn-, der Stadt- oder Postverwaltung. Sie mussten mit ihren Familien die Zone verlassen und konnten erst nach der Aufhebung des passiven Widerstandes am 27.9.1924 zurückkehren. Desweiteren wurde eine Verkehrspeere für Fahrzeuge am ersten Pfingsttag ausgesprochen. Die bis dato bekannte besonnene Selbstbeherrschung der Neusser schien zu verfliegen. Im Juli 1923 erreichten die Unruhen einen neuen Höhepunkt. Die Verkehrsspeere wurde ausgeweitet und es durfte nicht mehr zwischen unbesetztem und besetztem Gebiet gependelt werden. Außerdem stieg die Warenknappheit und die Preisentwicklung stieg weiter an. Erst am 24.9.1923 wurde die Verkehrsspeere aufgehoben und die Neusser Bürger konnten aufatmen. Zum Ende des Jahres 1923 hatte hingegen die Wirtschaft ihren Tiefpunkt erreicht. Aufgrund der maßlosen Geldentwertung. Nichtsdestotrotz blieben die Neusser verhältnismäßig ruhig. Im Januar 1924 verbesserte sich die wirtschaftliche Lage, denn die Preise für Lebensmittel sanken nach einem stetigen Anstieg erstmalig wieder. Dies stimmte die Neusser positiv für ihre Zukunft. Bis zum September 1924 kam es zu keinen nennenswerten Ereignissen und Vorkommnissen bezüglich der sozialen Lage in Neuss. Erst durch das Londoner Abkommen erhofften sich die Neusser eine Wiederkehr zu geordneten Verhältnissen. Doch im Januar 1925 verbreitete sich Enttäuschung, da die nördliche Besatzungszone nicht rechtzeitig, wie im Londoner Abkommen beschlossen, geräumt wurde. Erst im Dezember 1925 wurde die Räumung der Kölner Besatzungszone eingeleitet und folglich auch die in Neuss.